Kriminalität und Dummheit

Heute widme ich mich leider einer sehr schlimmen und traurigen Seite meines Gastlandes. Südafrika hat ein großes Problem mit Kriminalität. Statistisch gesehen, kann man das Gefühl bekommen Südafrika wäre kein guter Ort, um dort Urlaub zu machen. Wie bei allem muss man das aber differenziert sehen. Der größte Teil der Kriminalität konzentriert sich in den Townships und da vor allem in denen um die Großstädte, wie Kapstadt, Johannesburg und Durban. In diesen Townships leben viele Menschen, die keine Arbeit haben, weil sie keine gute schulische Ausbildung haben oder es einfach nicht genug Arbeitsstellen gibt. Da es in Südafrika nicht ansatzweise ein System wie das deutsche Hartz 4 gibt, müssen die Menschen schauen wie sie sonst über die Runden kommen. Zu viele sehen in der Kriminalität ihren einzigen Ausweg ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Die Innenstädte sind davon natürlich nicht ausgenommen, aber viel weniger betroffen. So ziemlich alle Häuser der Mittel- und Oberschicht haben hohe Zäune, teilweise mit Strom, Alarmanlagen und "Armed Response". Das bedeutet, wenn die Alarmanlage ausgelöst wird, kommt ein bewaffneter Mitarbeiter der Sicherheitsfirma, um nachzuschauen, ob alles okay ist.
         Kjara und ich haben damit schon Erfahrungen gemacht, als wir aus versehen auf den
         Panikknopf der Alarmanlage am Center gedrückt haben, der Alarm los ging und ein paar
         Minuten später ein Mann in schusssicherer Weste und Pistole in der Hand ankam. Das
         Ganze war aber schnell geklärt.😁
Durch diese ganzen Sicherheitsvorkehrungen sind vor allem Gebiete in denen sich Touristen bewegen sehr viel sicherer geworden.
Wir haben bis jetzt zum Glück nur indirekt Erfahrungen mit diesem Thema gemacht. Das Township an dessen Rand wir arbeiten ist zwar sehr kriminell, aber da wir nie zu Fuß durch diese Gegend laufen, ist das weniger ein Problem für uns. Das größere Problem und auch der Grund wieso ich mich mit diesem Thema heute beschäftige, ist die Taxikriminalität.
Viele Menschen in den ärmeren Gegenden Südafrikas sind auf die vielen Taxibusse angewiesen. Da sie kein Auto haben und es keinen innerstädtischen Busverkehr gibt, fahren hier sehr sehr viele 12-sitzer Taxis herum, die Leute von A nach B bringen. Die Taxifahrer haben sich teilweise in großen, nationalen Gesellschaften zusammengeschlossen, manche dieser Gruppen arbeiten aber auch nur lokal in einem bestimmten Gebiet. Die Konkurrenz zwischen diesen Gruppen ist sehr groß. Es geht um Gebiete, Routen und im Endeffekt um Geld. Deswegen gibt es so ziemlich im gesamten Land Konflikte zwischen den unterschiedlichen Taxi-Gruppen, die auch teilweise bewaffnet ausgetragen werden. So haben wir vor einigen Wochen eine Woche lang das Center früher geschlossen, da sich in einer Nacht davor die Taxifahrer in Mbekweni gegenseitig beschossen haben. Jetzt sind sie aber nochmal weiter gegangen. Neben den anderen Taxi-Gruppen ist ihr größter Konkurrent der öffentliche Transportsektor. Die regionalen Busse und Züge nehmen ihnen natürlich viele Kunden weg. Deswegen haben sich die Taxifahrer in Mbekweni kurzerhand gedacht, dass sie dem mal ein Ende bereiten. Gestern haben sie dafür den Bahnhof in Mbekweni und 3 Züge angezündet.
Unsere Kolleginnen im Center haben sich unglaublich darüber aufgeregt, wie dumm man denn sein könnte so etwas zu tun. Viele Menschen hier im Township arbeiten in Kapstadt oder der Metroregion und müssen dafür jeden Morgen den Zug nehmen. Die Taxis fahren zwar gar nicht bis dort hin, aber das scheinen die Brandstifter nicht bedacht zu haben.

Es ist wirklich traurig, dass ich mich mit diesem Thema beschäftigen muss, aber es gehört leider auch zu diesem Land, das ich ansonsten schon sehr zu lieben gelernt habe. Die langfristige Hoffnung liegt auf dem Wirtschaftspaket, das Präsident Cyril Ramaphosa jetzt auf den Weg bringen will. Durch wirtschaftliches Wachstum, mehr Arbeit und damit auch gesicherte Lebensverhältnissen wäre ein Rückgang der Kriminalität zu erhoffen. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.

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